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In Deutschland sind weder der Lagorai noch das Valsugana besonders bekannt. Jedenfalls ernte ich immer fragende Blicke, wenn ich erkläre, wo ich die letzte Woche wandern war. Die Bergkette und das darunter liegende Tal gehört zu den einsamsten Wanderdestinationen, die Italien zu bieten hat. Dabei ist das Gebiet recht einfach mit Bus und Bahn von Trento oder Venedig aus zu erreichen.

Durch das Gebiet führt unter anderem der Sentiero della Pace, der Friedensweg, der auf der Frontlinie des 1. Weltkrieges verläuft. Diesem bin ich mit meiner Gruppe von Caldonazzo zum Passo Rolle gefolgt – in 7 Etappen. Nach dem großen Sturm 2018 ist der Sentiero seit letztem Herbst wieder durchgängig begehbar. Die Strecken sind technisch einfach (bis auf eine Etappe), aber konditionell durchaus fordernd.

In Caldonazzo liefen wir bei bestem – und heißem – Wetter los. Und gleich die erste Etappe hat es mit 1.200 Höhenmetern und weitgehender Süd-Westausrichtung des Weges in sich. Ziemlich platt erreichen wir das Etappenziel: wir übernachten im nif, eigentlich eher ein Feinschmeckerlokal bzw. tagsüber eine gehobene Bar. Luxuriöse Zimmer gibt es dort allerdings auch – und ein großartiges Frühstück, bei dem keine Wünsche offen bleiben, alles liebevoll am Tisch serviert – lecker!!!

So gestärkt kann eigentlich nichts mehr schiefgehen an den Folgetagen. Wir legen eine Gipfelbesteigung ein (mit Blick zum Gardasee und ins Valsugana), übernachten nun wieder in einfachen Rifugi und Hotels und lassen uns die deftige Küche des Trentino schmecken. Überall treffen wir auf eine besonders herzliche Gastfreundschaft. Und wir erfahren, dass der Sentiero della Pace nur selten begangen wird: nie von großen Gruppen, oft sind Einzelwanderer oder Paare unterwegs.

Das merken wir auch auf den Wegen. Nur eine Familie ist mit uns auf den gleichen Abschnitten unterwegs. Oft sehen wir stundenlang keinen einzigen Menschen.

Am Tag 5 wird das Gelände sogar über eine lange Zeit weglos – hervorragend markiert, aber eben ohne Pfad. So kommen wir nur im Schneckentempo vorwärts. Auf einem Geröllfeld mit einem frischen Felssturz sind dann auch noch die Markierungen verschüttet. Mit Ruhe und Bedacht meistern wir aber auch das – und kommen nach einer gefühlten Ewigkeit nach insgesamt 23 km in Caoria an. Das hervorragende Essen dort (gefühlt isst im Al Pin das ganze Dorf zu Abend) entschädigt für die anstrengende Etappe.

Leider ist uns das Wetter gegen Ende der Tour nur teilweise gewogen: Dichte Wolken hüllen die Pala ein. Dennoch ist der Weg von Caoria nach San Martino di Castrozza und weiter zum Passo Rolle wunderschön – und ganz zum Schluss, nach Ende der Tour, kommt dann doch noch die Sonnen durch und die charakteristischen Dolomitenzacken zeigen sich von ihrer besten Seite.

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